AStA der Medizinischen Hochschule Hannover

Queere Medizin

Das Thema LGBTQIA+ scheint heutzutage aktueller denn je. An den Eingangstüren von Cafés kleben Regenbogensticker, Netflix zeigt Coming-of-Age und Coming-Out Produktionen mit jungen queeren Protagonist*innen und jedes Jahr im Juni erscheinen diverse Firmenlogos plötzlich im Regenbogendesign. Doch was bringt diese vermeintliche Sichtbarkeit, wenn nicht gleichzeitig die strukturelle und institutionelle Diskriminierung von LGBTQIA+ Personen bekämpft und Versorgungslücken gefüllt werden? 

Als Ärzt*innen geloben wir, allen Menschen gleichermaßen zu helfen, unabhängig von ethnischer oder sozialer Herkunft, Geschlecht, sexueller Ausrichtung und anderen individuellen Faktoren. Diesem Anspruch wird die medizinische Versorgung derzeit nicht gerecht: Für einige wichtige Themen wie z.B. geschlechtliche Identität oder queere Schwangerschaften haben aufgrund von struktureller Diskriminierung selbst Leitfäden keine Antwort und auch in unserer Lehre findet für die Bedürfnisse queerer Menschen kein Platz. Viele Behandelnde im Gesundheitswesen hegen selbst Vorurteile gegen queere Menschen oder sind schlicht überfordert damit, wenn Menschen in ihrer geschlechtlichen und/oder sexuellen Identität von der mutmaßlichen Norm abweichen. Es herrscht Unverständnis und Unklarheit darüber, wie queere Menschen angesprochen werden können und wie vielfältig Beziehungsmodelle aussehen können, aber vor allem auch die fachlichen Aspekte in der Versorgung von LQBTQIA+ Personen sind vielen Behandelnden nicht bewusst.

Aus diesem Grund möchten wir euch mit der Veranstaltungsreihe die Chance geben, euch zu folgenden Themen weiterzubilden. Klickt einfach auf die Kachel um alle Infos zur Veranstaltung und ggf. auch ein Anmeldeformular zu finden.

Code of Conduct
Diskriminierung – z.B. in Form von Rassismus, Antisemitismus, Sexismus, Klassismus, Ableismus und Queerfeindlichkeit – findet auf individueller, struktureller und institutioneller Ebene statt. 
 
Dieser Code of Conduct soll als Orientierung und Handlungsanweisung dienen, um ein respektvolles Miteinander während unserer Veranstaltungsreihe zu ermöglichen. 
 
Wir möchten versuchen, diskriminierendes Verhalten und Sprache nicht unkommentiert stehen zu lassen, sondern Räume zu schaffen, in denen diskriminierende Verhaltensweisen aktiv thematisiert und reflektiert werden.
 
Wir möchten euch dazu aufrufen, euch mit Betroffenen zu solidarisieren sowie deren Bedürfnisse und Wünsche zu priorisieren. Wir möchten verinnerlichte Verhaltens- und Denkweisen erkennen, aufarbeiten und aktiv entlernen. Die Verantwortung für diesen Prozess liegt dabei sowohl bei uns Organisator*innen als auch bei jedem*jeder Einzelnen.
 
Wir bitten euch deshalb...
 
Eure eigene Position in diskriminierenden Strukturen und Verhältnissen anzuerkennen.
Dazu gehört u.a. die Auseinandersetzung mit den eigenen Privilegien, wie mensch von bestimmten Diskriminierungsformen profitiert und diese reproduziert. 
 
Solidarität zu zeigen.
Die Pflicht der Aufklärungsarbeit liegt nicht bei den Betroffenen!
Es geht vielmehr darum, marginalisierten Menschen zuzuhören, welche oder ob eine Form von Unterstützung gewünscht ist und nach ihren Bedürfnissen zu handeln.
 
Feedback und Kritik anzunehmen.
Wir fordern uns alle auf, uns gegenseitig zuzuhören und zu versuchen, wertschätzend mit Kritik und Feedback umzugehen. Bei Anmerkungen zu den Veranstaltungen meldet euch gerne auch im Nachhinein bei .
 
Verbale Gewalt zu vermeiden.
Gewalt ist nicht immer sichtbar und damit eine subjektive Erfahrung, die individuell eingeordnet und abgestuft werden kann. Wir möchten grundsätzlich zu einem reflektierten Umgang mit der eigenen Sprache aufrufen und auf zwei Mechanismen als Beispiele verweisen: 
 
—> Mikroaggression: Eine Bemerkung oder Handlung, die oft unterschwellig, auf "gut gemeinte" und/oder sarkastische Art und Weise eine voreingenommene Haltung gegenüber einem Mitglied einer marginalisierten Gruppe zum Ausdruck bringt. Mikroaggressionen drücken sich beispielsweise in vermeintlichen „Witzen“ oder übergriffigen Fragen wie „Und wer von euch beiden ist die Frau in der Beziehung?“ aus, die harmlos wirken sollen, aber in Wahrheit —> Othering betreiben. 
—> Othering: Die Praktik, marginalisierte Menschen von der Dominanzgesellschaft abzugrenzen, indem die vermeintliche “Andersartigkeit” und “Abnormalität” der marginalisierten Menschen verdeutlicht werden soll. Othering wertet Menschen, die von der vemeintlichen Norm abweichen, hierarchisch ab. 
 
Nicht zu Verharmlosen/Relativieren.
Bitte nehmt Erfahrungsberichte an und hinterfragt das Erlebte nicht bzw. relativiert es nicht. Ausdrücke wie „War nicht so gemeint“ oder „Für mich ist das kein Schimpfwort“ können verletzen und Erfahrungen absprechen, die man selber nicht nachempfinden kann. 
 
Ein Aufruf:
Wir möchten euch grundsätzlich nicht einschränken, was Diskussion und Nachfragen betrifft. Es geht auch darum, anzuerkennen, dass wir alle stetig dazu lernen und dazu einfach auch Fehler gehören. Wenn ihr euch unsicher seid, ob ihr eine Frage stellen könnt, sagt es zum Beispiel einfach dazu. Damit zeigt ihr, dass ihr offen für Kritik seid oder euch Gedanken gemacht habt.
 
Für Begrifflichkeiten lest gern im Glossar nach. 
Quelle: